Interview Monika Lamprecht

„Sie entlasten mich rundum & ich habe kein schlechtes Gewissen mehr, der Druck ist weg.“


„Auf einmal war jemand da, der sich liebevoll um Mutti kümmert“

Erika Werner sitzt in ihrem Lehnsessel im Wohnzimmer und liest. Auf der Fußbank vor ihr steht ein riesiger Korb, offene Pappkartons und Schubladen sind auf Sessel und Fußboden verteilt. Ihre Tochter hat das Schlafzimmer ausgeräumt. „Es soll alles nochmal richtig schön für Mutti werden“, ruft Monika Lamprecht von nebenan, wo sie gerade die Wände mit frischer Farbe versieht. Danach kommen die anderen Räume dran, heller Teppich und helle Buchenmöbel sollen auch noch in die Wohnräume einziehen. „Alles Secondhand“, sagt die 54-jährige stolz. Sie kümmert sich um ihre rund dreißig Jahre ältere Mutter in Biesenthal. Frau Werner ist 85, insulinpflichtige Diabetikerin und kommt seit 2015 nicht mehr allein zurecht.

Die Tochter managt alles

Im Mai 2015 erhält Monika Lamprecht einen Anruf. Ihre Mutter ist auf dem Weg ins GLG Werner Forßmann Klinikum Eberswalde. Akutes Nierenversagen. „Sie war völlig apathisch“, sagt Frau Lamprecht. Für die gelernte Heilerziehungspflegerin, selber chronisch krank und in demselben Jahr frühberentet, ist sofort klar: Ich bin für meine Mutter da. „Ich habe alles für die Pflege angeleiert“, erklärt sie, „den Antrag auf Pflegestufe 2 gestellt, einen Rollstuhl und Leichtgang-Rollator besorgt. Ich habe ja das Fachwissen.“ Sie engagiert einen ambulanten Pflegedienst, mit dem sie allerdings sehr unzufrieden ist. „Es hat hinten und vorn nicht geklappt“, beklagt sie. Wie ihr Pflegealltag als Tochter aussah?

Der eigene Haushalt bleibt liegen

Jeden Morgen sei sie aus Melchow, wo sie mit ihrem Mann lebt, zu ihrer Mutter nach Biesenthal gefahren, habe ihr beim Waschen und Anziehen geholfen, Frühstück gemacht, abgewaschen, geputzt. Den Weg zur Toilette schaffte Frau Werner zwar allein, aber manchmal „ging es schief und Mutti hat sich nicht getraut, mich anzurufen“. Freunde aus Frau Werners Glaubensgemeinschaft haben das Mittagessen gebracht. An den Abenden ist die Tochter häufig noch einmal zu ihrer Mutter gefahren, hat das Bad gesäubert und die alte Frau ins Bett gebracht. Sie habe – trotz häuslicher Pflege – die Medikamente bestellt, Arztbesuche organisiert, alles allein. „Ich bin auf dem Zahnfleisch gegangen“, gibt sie zu. In ihrer eigenen Wohnung kommt sie zu nichts mehr. Für ihre alten Schwiegereltern, die auch in Melchow leben, hat sie gar keine Zeit mehr. Ihre erwachsenen Kinder sind zwar aus dem Haus, aber ihre Ehe leidet unter der Dauerbelastung.

Pflegeteam Woderski macht sich ein genaues Bild

„Das geht so nicht weiter“, sagt Monika Lamprecht eines Tages zu ihrer Mutter. Von ihrem Sohn erfährt sie von einem neuen Pflegedienst, gegründet von einer alteingesessenen Familie in Biesenthal: Fachpflegedienst Woderski. „Ich habe mir die Qualifikationen des Pflegeteams angeschaut“, sagt Frau Lamprecht. „Die haben einen sehr guten Eindruck gemacht.“ Bei ihrem damaligen Erstbesuch machen sich die Inhaber des Fachpflegedienstes, Heiko und Angela Woderski, ein genaues Bild der Pflegesituation und besprechen mit Mutter und Tochter, welche Leistungen benötigt werden. „Sie haben uns auch darauf aufmerksam, dass wir für Mutti eine höhere Pflegestufe beantragen können.“

Betreuung mit Fachkompetenz und Herz

Dann läuft alles fast wie von selbst. Morgens kommt meistens Simone vom Fachpflegedienst Woderski, hilft Frau Werner beim Aufstehen, Waschen und Anziehen. Sie gibt ihr die Insulinspritze, bereitet das Frühstück zu, wäscht ab, macht das Bett, lüftet das Schlafzimmer, leert die Waschmaschine und hängt die Wäsche auf. Am späteren Vormittag wechselt eine Pflegeschwester aus dem Woderski-Team Frau Werners Verband am linken Unterschenkel und Fuß. Denn durch die starken Wassereinlagerungen ist das Gewebe geschwollen, entzündet und zeigt offene Wunden. Dienstagvormittags kommt die Ergotherapeutin Theresa, spielt Karten mit der alten Dame, geht mit ihr durch die Wohnung und an die frische Luft auf dem Balkon. „Auf einmal war jemand da, der sich liebevoll um meine Mutti kümmert“, sagt Frau Lamprecht. „Drei Monate hat sie mit mir Gehen geübt“, bekräftigt die 85-Jährige, „dann konnte ich wieder die Stufen runter auf den Balkon gehen.“

Entspannte Zeit mit der Mutter genießen

Nachmittag gibt’s Kaffee mit Brötchen oder Kuchen dazu, dabei wird auch gleich das Abendessen bereitet und auf die Anrichte in der Küche bereitgestellt. Der Pflegetag schließt mit dem abendlichen Besuch von Sissy. Sie erledigt Kleinigkeiten im Haushalt, hilft beim Zubettgehen, injiziert die Insulinspritze und lässt die Jalousien runter. Sonntagmorgen ist bei Frau Werner gründliches Duschen angesagt. Einmal die Woche werden die Medikamente für die folgenden sieben Tage eingeteilt, Rezepte vom Arzt geholt, die Arzneien besorgt. Die Wohnung hält der ambulante Pflegedienst in Biesenthal sauber und ordentlich. „Ich kann mich jetzt entspannt mit Mutti hinsetzen, wenn ich bei ihr bin, mit ihr Kaffee trinken und plaudern“, erzählt Tochter Lamprecht. „Ich habe kein schlechtes Gewissen mehr, der Druck ist weg.“

Intensive Pflege bringt sie wieder auf die Füße

Zwei Jahre später bleibt Erika Werner mit dem Fuß zwischen Couch und Tischbein hängen. „Ich habe mit Gewalt versucht, den Fuß rauszuziehen und bin hingefallen“, erzählt die 85-Jährige. Sie kommt in das Immanuel Klinikum Bernau. Frau Werner hat sich nichts gebrochen, aber der Sturz hat sie derart geschwächt, dass die Sozialarbeiterin einen Heimplatz organisiert. Doch der Fachpflegedienst-Woderski stellt klar: Mit intensiver Versorgung kann die alte Frau in ihr Zuhause zurück. Aus der Bernauer Klinik kommt zweimal die Woche eine Physiotherapeutin. Die Woderski-Pflegekräfte machen täglich Bewegungs- und Gehübungen mit ihr. Frau Werner kommt wieder auf die Füße.

Der Mutter geht es deutlich besser

Mutter und Tochter können jetzt die gemeinsame Zeit genießen. Vor Kurzem habe sie das Musical „Mamma Mia!“ als DVD geholt, erzählt Monika Lamprecht. Sie hatten es vor einigen Jahren zusammen im Kino gesehen. „Ich habe es mit Mutti hier noch einmal angeschaut“, erzählt Frau Lamprecht. „Das war früher, bevor der Fachpflegedienst Woderski sich um alles gekümmert hat, gar nicht drin.“ Ihre Mutter sei mit der Betreuung richtig aufgelebt. „Sie ist selbstbewusster geworden, offener und zufriedener. Sie hat wieder Zuversicht.“



Autorin: Ute Wegner, Medizinjournalistin in Berlin

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