Interview Tobias Sallowsky

„Sie pflegen, als ob es ihr eigener Opa wäre"


„Sie helfen, wo sie können“

Vorsichtig setzt Friedrich Schötschel einen Fuß vor den anderen. Er betritt die Veranda im ersten Stock seines Hauses. Von oben schaut der 94-Jährige in seinen Garten. Dicht an seiner Seite steht Max, der Ergotherapeut vom Fachpflegedienst Woderski, und hält ihn fest. Die Beine des alten Mannes wollen nicht mehr. „Ich kann weder allein stehen noch laufen“, sagt Friedrich Schötschel, „und sitze seit vier Jahren im Rollstuhl.“ Er empfinde sich als sehr unselbstständig und sei dankbar, dass er Hilfe vom ambulanten Pflegedienst in Biesenthal habe. Einmal die Woche kommt Max, macht Laufübungen mit ihm, fährt den ehemaligen Bildhauer in den Garten, wo er – unterstützt von Max – eine kleine Runde dreht oder die beiden am Gartentisch sitzen

Der Enkel zieht zum Großvater

An manchen Tagen ist sein Enkel, Tobias Sallowsky dabei. Er ist im vergangenen Sommer zu seinem Großvater nach Biesenthal gezogen, um sich mehr um ihn kümmern zu können. Denn die Ehefrau und beide Söhne leben nicht mehr. „Es ist nicht der Sinn, so alt zu werden und dann allein zu sein“, sagt der junge Mann. Als er noch in Berlin gewohnt habe, sei er ein-, zweimal die Woche zu ihm gefahren, habe nach dem Rechten gesehen, Einkäufe erledigt, Behördengänge gemacht. „Aber es ist besser, wenn ich hier bin“, erzählt der 35-jährige Fahrzeugüberführer, der aufgrund seines Berufes im ganzen Land unterwegs ist. „Wenn ich zuhause bin, essen wir alle Mahlzeiten zusammen“, berichtet er. „Morgens bereite ich das Frühstück vor mit zwei Brötchen und Kaffee.“ Das sei eine feste Routine.

Der eigene Haushalt bleibt liegen

Jeden Morgen sei sie aus Melchow, wo sie mit ihrem Mann lebt, zu ihrer Mutter nach Biesenthal gefahren, habe ihr beim Waschen und Anziehen geholfen, Frühstück gemacht, abgewaschen, geputzt. Den Weg zur Toilette schaffte Frau Werner zwar allein, aber manchmal „ging es schief und Mutti hat sich nicht getraut, mich anzurufen“. Freunde aus Frau Werners Glaubensgemeinschaft haben das Mittagessen gebracht. An den Abenden ist die Tochter häufig noch einmal zu ihrer Mutter gefahren, hat das Bad gesäubert und die alte Frau ins Bett gebracht. Sie habe – trotz häuslicher Pflege – die Medikamente bestellt, Arztbesuche organisiert, alles allein. „Ich bin auf dem Zahnfleisch gegangen“, gibt sie zu. In ihrer eigenen Wohnung kommt sie zu nichts mehr. Für ihre alten Schwiegereltern, die auch in Melchow leben, hat sie gar keine Zeit mehr. Ihre erwachsenen Kinder sind zwar aus dem Haus, aber ihre Ehe leidet unter der Dauerbelastung.

Mit vereinten Kräften pflegen

Gemeinsam sorgen er und der Fachpflegedienst Woderski in Biesenthal mit vereinten Kräften für seinen Großvater, der Pflegegrad 4 hat. Frühmorgens hilft Pflegeassistentin Nancy Herrn Schötschel, sich zu waschen. Danach kommt Andrea von der häuslichen Pflege und wickelt die Beine aufgrund der Lymphödeme. Dienstags, donnerstags und samstags erhält der alte Mann „Essen auf Rädern“, an den anderen Tagen kocht sein Enkel. In der Woche ist es meistens Sissy, die abends die Binden von den Beinen nimmt, die Füße eincremt und ihm warme Socken anzieht. Zu späterer Stunde hilft Tobias Sallowsky seinem Großvater bei der Abendtoilette und bringt ihn dann ins Bett. Einmal die Woche werden die Tabletten vom ambulanten Pflegedienst in Biesenthal für sieben Tage im Voraus gestellt. Jeden Freitag ist gründliche Körperpflege in der Dusche angesagt, dabei wechselt Nancy auch den Dauerkatheter-Beutel.

Woderski-Team gibt praktische Ratschläge

Neben der täglichen Entlastung bei der Grund- und Behandlungspflege ist für Tobias Sallowsky wichtig zu wissen: „Das Pflegeteam Woderski ist immer da, wenn wir es brauchen.“ Ist er beruflich für ein paar Tage auf Reisen, dann weiß er seinen Großvater in guten Händen. Was er am Fachpflegedienst Woderski besonders schätzt? „Die Menschlichkeit“, antwortet der Enkel prompt. „Die Pflegekräfte arbeiten nicht einfach ihr, Soll‘ ab, sondern bringen auch mal einen Brief zur Post, unterhalten sich mit Opa, stellen das Radio an und bringen Leben ins Haus“, erzählt er. „Ja, sie helfen, wo sie können“, bekräftigt Friedrich Schötschel. Auch praktische Ratschläge für die Angehörigen ist dem Woderski-Team wichtig. So habe ihm Max, der Ergotherapeut, zum Beispiel gezeigt, wie er seinen Großvater beim Gehen stützt, ihm beim Hinsetzen hilft, ihn auf den Beifahrersitz ins Auto setzt. „Ich kann die Pflegekräfte alles fragen“, sagt er „und bekomme immer hilfreichen Rat.“

Ein familiärer Pflegedienst

„Der Fachpflegedienst Woderski ist ein Familienbetrieb, der sich mit den Jahren vergrößert hat“, weiß Friedrick Schötschel. „Aber ich habe den Eindruck, dass es weiterhin sehr familiär untereinander zugeht und sich alle gut verstehen.“ Das komme auch seiner Pflege zugute.



Autorin: Ute Wegner, Medizinjournalistin in Berlin

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